Hamburg am 02.02.2011, vierter Tag des zwölften Zyklus
Eisprung
Ghost Rider, Diana, Schlomo, Elvis Pressler, Mosche und Muri Jane
100 x 150 cm Kreide auf Schultafel, gelöscht am 09.02.2011
Die Meerjungfrau
Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich nur noch auf die Geräusche, die mich in der dunklen Höhle umgaben. Ausser ein paar Wassertropfen, die auf den feuchten Boden fielen und das Geräusch meines eigenen Atems war nichts zu hören. Ich durchwühlte meine Taschen. Wo war mein Feuerzeug? Wo war mein Handy? Wo war ich? Langsam dämmerte es wieder. Die Nacht hinterließ Dämmerung. In dieser Zwischenzone wurde ich wach. Die graue Sosse in meinem Kopf waberte aus den Ohren raus und der Morgen graute hinter meinen Augen. Ich saß auf einer Felszunge über dem Nichts. Zum Glück war es warm. Ich hatte einen Anzug an. Offenbar fehlte nichts. Mein Handy hatte keinen Carrier. Wo war ich? Am Meer. Im November? An welchem Meer war es warm im November? Ich blickte mich um. Die Felszunge mündete in eine Bucht, die ich in etwa 500 bis 1000 Meter Entfernung ausmachte. Blau! Alles blau dahinten. Das Meer waberte lau dazwischen. Ein eiskalter Luftzug wehte mir direkt von dort entgegen. Ich begann zu frieren. Schnell zurück ins Hotel. Im Reiseführer stand, es gäbe hier manchmal Delfine zu sehen. Wenn das mal was wird. Bei dem Seegang fährt bestimmt keiner raus. Kostet auch extra. Ich schob das Plastikarmband wieder mehr auf meinen Unterarm hinauf. Darunter lächelte eine kokettierende Meerjungfrau ihrer Umwelt entgegen. Ich öffnete die Zimmertür und nahm mir ein Export aus der Mini-Bar. „Zisch“. Ich legte mich auf mein Bett und schaute an die Decke. Das Bier in der Hand, überlegte ich, worauf ich jetzt bock hätte. Ich ging ins Bad und ließ mir ein Bad ein, 3 Packungen gratis Badeöl schüttete ich hinein. Ich legte mich in die Wanne, da klopfte es an der Tür. „Wer ist da?“ Keine Antwort. „Hallo, wer ist da?“ Kein Laut, kein Geräusch. Ich holte tief Luft, und tauchte meinen Kopf unter Wasser. 76, 77, 78, 79 – ich zählte die Sekunden – 80, 81, 82 – gleich hätte ich es geschafft – 89, 90 – ich tauchte auf, öffnete die Augen und stieß einen Schrei aus. Vor mir stand mein Nachbar im Wasser. In seiner Hand hielt er die Reste eines Usambara-Veilchens und die Hand mit dem nassen Tontopf schnellte vor und wieder zählte ich. Diesmal rückwärts. 10 – 9 – 8 – 7 …