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Hamburg am 21.09.2017vierter Tag des 36sten Zyklus‘

#205 Diamantenlauf

Lord Pretty Fokko, Ghost Rider, Apollon, Marambolage und Schlomo

Kreide auf Tafel, 200 x 100 cm

Apollon ist in Hamburg und wir treffen uns auf eine Agenda in der Farbfabrique. Wir finden zwei Mottos. Dakipa wird beschimpft und ändert den Namen. Wir malen ein allgemeines Geburtstagsbild für alle, die es verdient haben (z.B. Timm). Marambolage stößt spontan zur Gruppe und kann sofort durch ihren Beitrag an der Tafel inspirieren. Ghosty entspannt vom Job. Bevor wir extremfasten, machen wir eine Kissenschlacht und schreiben eine Knickgeschichte.

Knickgeschichte

Nachdem Schlomo einen roten Faden auf das Blatt Papier gemalt hat, beginnen die Gedanken zu fließen und finden ihren Weg in die gefaltete Geschichte. Das Licht war hell. Der Strand war leer. Der Sommer war ewig. Was würde es denn bedeuten, wenn das andere mitbekommen würden? So kann man es stehen lassen, aber dann verpasst man vielleicht noch das große Erdbeben, das alle Leben vieler Menschen zu einem Diamantenlauf werden ließ. Erdbeben, Erdleben, Ableben. So geht es doch eigentlich allen. Keiner kommt da wieder raus. Bzw. alle müssen raus, ohne Widerrede. Da gibt es keine Diskussionen.
Was soll nur jetzt geschehen?! Alles ist vorbei, es gibt kein zurück mehr. Keine Sorge, ich hab einen Fahrschein ins Vorbei! Juchu, ein Gruppenticket, wir können alle wieder hin. Fahrscheine waren wichtig, weil man mit ihnen eben hin kam. Mit anderen Sachen kam man weniger gut hin. Hin und weg. Auf dem Weg auf dem roten Faden.
Für die war das voll das tolle Spiel. Müsli gehörte manchmal auch dazu. Das war Donnerstag die Ansage. Voll too much Dampf. Mittwoch war alles natürlich anders. Morgens ein gesundes Frühstück, eine Tasse Kaffee und dann die Zeitung. Aber am Donnerstag war alles anders. Donnerstag. Donnerstag, das heißt: Donnerstag kam sie wieder. Er wusste nicht mehr, was zu tun war. Das Müsli war leer und ihm fiel nicht ein, was er sonst anbieten hätte können. Sie sah ihn erwartungsvoll an. „Hast Du Hunger?“, fragte er sie. „Geht so. Eher Durst.“ Einen Tee könnte er aufsetzen. „Magst Du einen Tee?“ – „Oh nee, Tee mag ich gar nicht.“ Gegen Konsum an sich ist jedoch nichts einzuwenden. Es gibt viele geile Sachen. „Viele geile Sachen“, dachte sich die Hauptfigur dieser Knickgeschichte. Im Konsumtempel am Platz der diamantenen Straße wurden alle fündig. Jede und jeder auf ihre eigene Weise. Er kaufte ihr zwei Schachteln Kippen und eine Flasche mit roter Flüssigkeit, die nur ein mysteriöses Etikett mit der Aufschrift „Liebe“ trug. Sie gingen nach Hause, sie zündete sich eine Zigarette an und sie beschlossen, die mysteriöse Flasche zusammen anzubrechen. Also füllten sich beide ein Glas ein, stießen an und tranken. Und träumten. Ihre Gedanken durchdrangen sich wie gelber und orangener Rauch, verwirbelte in regenbogenfarbenen Kaskaden, aus denen Sterne schossen, die sich zu Galaxien verdichteten, in denen Leben entstand. Ein Lächeln vollkommener Verbundenheit verlieh ihnen eine Aura vollkommener Unverwundbarkeit. Die Aura entfaltete ein Wachstum aus sich selbst. Es war erstaunlich und beängstigend. Sowas konnte man bislang schließlich gar nicht. Aber was hieß das schon!? Hauptsache das Erstaunliche war und blieb im Vordergrund. Über die Angst konnte man sich auch später noch Gedanken machen. Über das Ende musste man sich hingegen zwangsläufig Gedanken machen. Wo fängt es an, wo hört es auf? Wieso soll denn schon alles vorbei sein? Also weiter… Sie hörten nicht auf und machten weiter, bis die Sonne wieder aufging. Sie verloren sich so in sich selbst, dass selbst die am nächsten Tag rufende Arbeit vergessen wurde. Verloren im Strom der Zeit.

Keine Angst und keine Schuld

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